Zeitlose Liebe auf Papier – Wie ich ein Hochzeitsbild zeichne
21.06.2023 | von Chabi |
Stell dir vor, du hast ein altes Hochzeitsfoto in der Hand und nun darfst du daraus eine Bleistiftzeichnung anfertigen. Es ist mega berührend, solch einen Moment als gezeichnete Version schrittweise entstehen zu lassen.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie ich ein Hochzeitsbild zeichne und welche weiteren Schritte noch dazu gehören.
Ein altes Hochzeitsbild als Zeitzeuge
Es gibt diese besonderen Momente, welche meist einmalig sind (hoffentlich). Wenn von solchen Momenten ein Foto oder Video existiert, dann kann dieser Augenblick immer wieder fühlbar gemacht werden. Genau diese Essenz steckt in einem Hochzeitsfoto.
- Wie hat sich das Brautpaar gefühlt?
- Welche Kleidung trug es und wie schaute die Friseur aus?
- Haben beide gelächelt?
Immer häufiger bekomme ich die Anfrage, ob ich diesen Augenblick als Bleistiftzeichnung porträtieren kann. Ein Hochzeitsbild zu zeichnen weckt selbst in mir eine hohe Verbundenheit zum Motiv und das, obwohl ich die Personen meist gar nicht kenne.
Von einer guten Bekannten bekam ich den Auftrag, das Hochzeitsfoto ihrer Eltern in A4 zu zeichnen. Es sollte ein Geschenk für deren Hochzeitstag sein. Dazu bekam ich folgendes Bild als Referenz:
Das Foto zeigt zwei junge Personen, vermutlich aus den 60ern. Die Farben sind leicht verblasst und die zarten Linien sowie Konturen machen das Hochzeitsfoto wundervoll weich. Dieses Bild erzählt mir eine Liebesgeschichte.
Das Hochzeitsbild zeichnen – Lasst uns starten!
Wenn ich eine Anfrage bekomme, dann frage ich folgende Punkte ab:
- Bis wann soll das Bild fertig werden? In diesem Fall gab es einen fixen Termin, der Hochzeitstag der Eltern.
- Welches Format und welches Medium sollen genutzt werden? Die Kundin wünschte sich eine Bleistiftzeichnung mit dezenten Hintergrund auf normal, hellen Papier in A4.
- Werden Zwischenschritte vom Bild gewünscht?
- Wurde der Preis klar kommuniziert?
Bei guten Bekannten, Freunden oder der Familie reichte bislang stets eine mündliche Absprache. Bei unbekannten Personen lohnt es sich, diese Details per Email zu verschriftlichen und eine klare, schriftliche Zusage zum Auftrag zu erhalten (ggf. mit Anzahlung).
Verwendete Materialien
Um dieses Hochzeitsbild zu zeichnen, verwendete ich folgende Utensilien:
- Bleistifte von Faber Castell und Caran d’Ache (ich liebe diesen cremigen Abrieb); für die dunklen Bereiche wurden auch Kohlestifte und der schwarze Polychromos verwendet
- Papier von Lana Bristol in A4
- Viele verschiedene Radiergummis je nach Verwendungszweck (z.B. der Knetradiergummi oder ein Radierstift)
- Stabiles Zeichenbrett
- Graphitpulver für große Flächen
Die Skizze anfertigen
Vermutlich eine der schwierigsten und zugleich wichtigsten Schritte – die Skizze. Hier lege ich die Größe des Bildes sowie die Proportionen fest. Klar, ich kann später ebenfalls Korrekturen vornehmen, jedoch nur im begrenzten Maße.
Die Skizze fertige ich mit einem normalen HB-Bleistift an und drücke nur leicht auf. In anderen Zeichnungen hatte ich öfters das Problem gehabt, dass ich mit einem zu dollen Druck arbeitete, was dauerhafte Furchen im Bild hinterließ. Diese konnte ich meist nur schlecht überzeichnen.
Deshalb, nur leicht drücken! :)
Falles es dir schwerfällt eine Skizze anzufertigen, dann probier doch einmal das Hilfsgitter aus. Zwar kostet die Anfertigung dieses Hilfsmittel etwas Zeit (plus die anschließende Entfernung), dafür bekommst du eine wertvolle Orientierung der Proportionen und wo bestimmte Details sind. Solche Details können sein:
- Wie genau verlaufen die Lachfalten?
- Wo genau sitzt der Stern beim Anzug des Mannes?
- Wie weit ragen die Pflanzen in das Bild hinein?
Mir persönlich sind solche Details mega wichtig. Gerade Lachfalten (am Mund und an den Augen) haben diesen Hauch von Magie in sich und spiegeln extrem wichtige, lebendige Nuancen wieder. Die Herausforderung in der realistischen Bleistiftzeichnung besteht immer darin, den Charme und die Echtheit des ursprünglichen Fotos ungefähr zu treffen und gleichzeitig etwas Eigenes von mir mit einfließen zu lassen.
Das Bild lebendig werden lassen
Wenn die Skizze fertig ist, beginnt die nächste große Zeichenarbeit. Jeder Strich und jede ausgefüllte Fläche sorgen für mehr und mehr Lebendigkeit.
Am liebsten starte ich mit den Augen. Für mich ist dies der wichtigste Bereich in einem Portrait. Ich nutze Bleistifte mit der Stärke F (kleine, helle Bereiche), 2B (Konturen nachzeichnen) sowie 8B (erste dunkle Kontraste setzen, z.B. Pupille).
Ich orientiere mich immer eng an der Referenz, um bereits jetzt helle, normale und dunkle Bereiche klar zu erkennen und einzuzeichnen.
Tipp: Bei großen Flächen lohnt es sich hell zu starten und dann allmählich dunkler zu werden. So hast du mehr Kontrolle über die Licht- und Schattenwirkung. Auch bekommst du so einen viel weicheren Übergang von hell zu dunkel hin. Deshalb arbeite ruhig mit mehreren Schichten. Das benötigt zwar mehr Zeit, lohnt sich aber.
Nach den Augen widme ich mich der Nase und dann dem Mund der jeweiligen Person. In diesem Falle habe ich mit der Frau gestartet und als ihr Gesicht einen guten Zeichenfortschritt hatte, bin ich zum Mann gewechselt. Meist springe ab diesem Punkt zwischen den einzelnen Elementen hin und her. Mal zeichne ich was am Schleier, dann bin ich an den Blumen dran und wechsle hinüber zum Anzug vom Mann, dann bin ich wieder am Schleier, usw.
Ich habe mir sagen lassen, dass solch eine Zeichenweise wohl nicht ungewöhnlich ist. :) Ein Bild startet bei mir hell und kontrastarm. Durch dieses Springen kann ich vor allem die Licht- und Schattenwirkung besser kontrollieren.
Tipp: Mach zwischendurch immer wieder eine Pause, um mit frischen Augen auf das Bild zu schauen. Meist erkennst du dann, ob das Bild soweit passt, ob sich Fehler eingeschlichen haben oder wo noch mehr Kontraste nötig sind. Ich lasse ein Bild oftmals einen Tag liegen.
Das Besondere ist, dass jedes Detail, jede Linie, jedes Schattenspiel die Wirkung des Hochzeitsbildes verändern kann.
Was noch zum Auftrag gehört
Sobald ein Bild fertig ist, können folgende Punkte noch wichtig werden:
- Wo soll die eigene Signatur sein? Ich zeichne sie meist auf der Rückseite des Bildes. Jedoch spukt in mir oft der Gedanke, warum ich meine Unterschrift nicht einfach vorne aufs Bild mache, wie die meisten anderen Künstler?
- Darf und soll das Bild veröffentlicht werden? Hier ist es wichtig die Erlaubnis einzuholen. Dieses gezeichnete Hochzeitsbild durfte ich für Social Media sowie für diesen Blogartikel benutzen. An dieser Stelle geht ein lieber Gruß raus! :)
- Bekommt das Bild einen Rahmen? Wenn ja, dann sollte dieser Rahmen zum Bild passen. Damit meine ich nicht nur die Größe, sondern auch die Farbe sowie mögliche Verzierungen.
Was einem gezeichneten Hochzeitsbild eine besondere und edle Wirkung verleiht, ist ein großes Passepartout. Das habe ich z.B. beim Hochzeitsbild meiner Eltern verwendet.
Hinweis:
Wenn du selber kein Hochzeitsbild zeichnen möchtest, sondern jemanden suchst, der ein solches Bild für dich anfertigt, dann schau gerne hier in meiner Angebotsseite vorbei. Dort findest du alle Angaben zu Preisen, Ablauf und anderen Werken als Testimonials.
Fazit – Ein Geschenk für die Ewigkeit
Für solch ein gezeichnetes Hochzeitsbild mit Bleistift in A4 brauche ich etwa 10 Stunden. Es wurde in einem schönen Holzrahmen mit großen Passepartout getan und den Eltern überreicht. Jene haben sich riesig gefreut. :) Es war eine Hommage an die Liebe, welches das Paar bis heute verkörpert. Das alte Hochzeitsfoto wurde abgehangen und die neue, gezeichnete Version plaziert.
Wollt ihr ebenfalls solche Hochzeitsmomente festhalten und euch oder einem lieben Paar ein unvergessliches Geschenk machen? Die Welt der Hochzeitsportraits bietet tolle Möglichkeiten, um Emotionen auf Papier zum Ausdruck zu bringen.
Für mich ist die Gestaltung solch eines Bildes wie eine Zeitreise. Eine Quelle der Erinnerung und des Glücks.
Was meint ihr dazu? Schreibt es unten in die Kommentare oder sendet mir eine Mail unter info@chabis-art.de.
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