Das ultimative Hilfsmittel für präzise Zeichnungen – und warum du es auch lieben wirst!
20. Dezember 2018 | von Chabi | Deine Trainingseinheit
Mit diesem Artikel lege ich dir mein liebstes Hilfsmittel ans Herz, mit dem auch du genauer und mit mehr Freude zeichnen kannst. Ein Ausprobieren lohnt sich in jedem Fall. Ich liebe es und ich bin mir sicher, dass du es auch lieben wirst.
Wovon ist die Rede?
Das Hilfsgitter oder auch Raster genannt
In einigen Artikeln sprach ich bereits darüber („Die ersten Schritte“). Anfangs war ich demgegenüber abgeneigt. Ich fühlte mich wie eine Schummlerin, welche nicht aus freier Hand ein Bild naturgetreu nachzeichnen kann. Doch was soll ich sagen? Nach dem tosenden Geschimpfe spürte ich Dankbarkeit.
Wie stehst du zu solchen Hilfsmitteln?
Wofür brauchst du ein Hilfsgitter?
Wenn du ein Anfänger bist und/oder ganz präzise zeichnen möchtest, ist das Raster eine wunderbare Hilfe zum Vorzeichnen.
Ich nutze es derzeit primär für Portraits, welche so nah an das Original heranreichen sollten, wie nur möglich. Durch das Hilfsgitter gleicht es einem „optisch gestützten Abzeichnen“ (keinem Abpausen!). Das mag sich recht unkünstlerisch anhören, jedoch trainiert es wesentliche Fähigkeiten. Diese nenne ich dir am Ende des Artikels!
Gerade wenn du häufig frustriert bist, weil das Bild nicht so aussieht wie die Vorlage, nimmt das Raster dir eine Menge Druck. Dein Kopf wird mit der optischen Stütze beschäftigt sein, wodurch du weniger Leistungsdruck wahrnimmst. Durch das bessere Bild macht es umso mehr Spaß und seien wir ehrlich….Spaß ist doch das Wichtigste!
Wie entwerfe ich ein Hilfsgitter?
Die Vorgehensweise: Drucke dein Bild aus oder lade es in einem Bildbearbeitungsprogramm hoch. Ich nutze hierfür GIMP, da es als kostenloses Bildbearbeitungsprogramm für Jedermann zugünglich ist. Die verwendete Vorlage ist ein lizensfreies Bild von pixabay.
1. Die GIMP-Phase
Lade dein Bild in GIMP hoch und vergrößere es auf die selbe Größe, wie du es auf deinem weißen Blatt haben möchtest. Der Maßstab wird damit 1:1.
Bei GIMP nutze ich folgenden Pfad: Filter -> Render -> Muster -> Gitter
Es öffnet sich ein Fenster und ein kleines Gitter legt sich über dein Bild. Indem du bei der Breite oder Höhe die Zahl veränderst, wird sich das Gitter vergrößern oder verkleinern. Mach es so groß, dass die Kästchen 2cm breit/lang sind. Zur Unterstützung kannst du ein Lineal an den Bildschirm halten (sieht unelegant aus, funktioniert aber). Wenn dir die Kästchen mit 2cm² zu klein oder zu groß sind, kannst du die Größe deinen Vorlieben anpassen.
Die Gittergröße sollte sich nach der Feinheit der Details richten.
2. Die Papier-Phase
Nimm dein Papier und zeichne dein Gitter im selben Maßstab, wie bei GIMP. Wähle einen möglichst harten Bleistift (H oder HB) und drück nur leicht auf. Dadurch kannst du später das Raster ohne Rückstände leichter wegradieren. Der Bleistift sollte an der Spitze leicht abgerundet sein. Wenn die Spitze zu „spitz“ wäre, könnte es das Papier verletzen.
Wenn du beides hast, Hilfsgitter bei GIMP (oder auf dem Original) und auf deinem Papier, kann es losgehen.
3. Die Übertragungs-Phase
Wo fängst du am besten an? Das ist egal. Was spricht dich an?
Viele Künstler beginnen bei den Augen. Ich jedoch starte meist mit der Nase (Zentrum des Gesichtes). Achte nur darauf, dass du das Bild an der richtigen Stelle positionierst. Hierzu kannst du die Kästchen beim Original zählen und einen Orientierungspunkt auf deinem Papier übertragen.
Nun kommt ein sehr wichtiger Teil: Wenn du anfängst, dass Hilfsgitter zu nutzen, zeichnest du die Randlinien! Nicht ein Auge, Ohr, Mund oder eine Nase! Das ist eine andere Betrachtungsweise.
Randlinien sind Trennungslinien, welche zwei Bereiche voneinander abgrenzen (z.B. die Horizontlinie trennt den sichtbaren Bereich von Himmel und Erde). Achte genau darauf, wo die Linien, welche zur Nase gehören, langlaufen. Wenn du dir unsicher bist, nutze ein Lineal. Am Ende ergeben die Randlinien (plus Licht und Schatten) die Nase.
Wenn du mit dem Skizzieren deines gewünschten Bereiches fertig bist, radiere vorsichtig das Hilfsgitter weg.
Mein Tipp an dich:
Nutze möglichst scharfe Bilder mit gut erkennbaren Kontrasten. Wandle zudem die Bilder in Schwarz-Weiß Motive um. Damit erkennst du die Randlinien sowie das Verhältnis von Licht und Schatten besser.
Was mich das Hilfsgitter lehrte
- Genau hinzuschauen: Wo verlaufen die Randlinien und im welchem Abstand stehen diese zueinander? Das Hilfsgitter ist eine optische Stütze! Es schult die Wahrnehmung. Ich zeichne genau das, was ich sehe.
- Proportionen: Wie sind die Anordnungen und Größenverhältnisse der einzelnen Bestandteile, z.B. in einem Gesicht. Zum Beispiel ist der Abstand beider Augen in der Regel ein Auge breit (bei der Frontalansicht).
- Geduldiger sein: Wieso geduldiger? Selbst wenn ein Bild in der Rohskizze „beschissen“ aussieht, weiß ich, dass ich die relevanten Linien eingehalten habe. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Bild vor Schönheit erstrahlt. Ohne Hilfslinien landet ein Bild schneller im Müll, als mir lieb ist.
- Übung macht den Meister: Die Bilder gelingen leichter. Das macht wiederum mehr Spaß und in der Folge übe ich mehr. Irgendwann werde ich so viel Erfahrung gesammelt haben, dass ich vielleicht auf die Hilfslinien verzichten kann.
Nutzt du ein Hilfsgitter und wenn ja, haben sich deine Zeichnungen dadurch verbessert?
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